Und wenn die Amateure selber zaubern ...

Am bedenklichsten ist der Aberglaube dann, wenn er pseudo-professionelle Personalmenschen dazu verleitet, jedes Handschriftchen schon mal mit dem aufgesetzten, finsteren Grafo-Zauberer-Blick zu prüfen und irgendwelche Schlüsse hineinzudeuteln. Schlimm. Da-gegen können Sie überhaupt nichts machen. Nur den Kopf schütteln und grinsen. Ich kenne eine Personalmenschin, die zählt Ihren Namen und das Geburtsdatum quer zusammen und errechnet eine magische Zahl, die entlarvt, wer Sie wirklich sind. Ehrlich! Was soll man da noch sagen?

Datenschutz? Kontrollierbarkeit?
Vergessen Sie das am besten, es gibt viele Dinge, die Sie nicht kontrollieren können. Wer mit Personaldaten Schindluder treibt, hat's nicht verdient, dass Sie Ihre wertvolle Zeit und Ihr Geld für die hehre Gerechtigkeit opfern. Und ganz nebenbei: Von schweren Schadenfällen wegen Grafologie-Daten oder so habe ich noch nie etwas gehört, und ich mach' das Geschäft schon 15 Jahre. Also bitte keine Mücke-Elefant-Spielchen. Heute wird von uns allen soviel Datenmaterial gesammelt, dass es auf ein Grafo mehr oder weniger auch nicht ankommt.

Das wirkliche wahre Gegenmittel

Und jetzt kommts: Es gibt ein wirkliches Wundermittel gegen den Irrglauben. Haben Sie also absolut keine Angst vor Grafologie, denn Sie allein sind der wirkliche Voodoo-Zauberer in diesem Spiel, Sie allein haben die Macht. Denn nur Sie bestimmen darüber, was im Grafo geschrieben steht, präziser gesagt, was hineingelesen wird. “Wieso denn das nun plötzlich,” werden Sie fragen?

Ganz einfach: Grafos sind immer so vieldeutig geschrieben, dass der Personalmensch so ziemlich alles hineinlesen kann, was er lesen will. Falls Sie das an Horrorskope erinnert, kein purer Zufall! Wenn er unsicher ist wegen irgendwas, wird er einen Hinweis finden, der ihn noch unsicherer macht. Wenn er sicher ist, wird er alles Verunsichernde überlesen. Todsicher! Deshalb und nur deshalb, funktioniert das Ganze. Also hängt auch alles davon ab, welchen Eindruck Sie machen. Das einfache Rezept: Machen Sie einen möglichst guten Eindruck, dann wird auch Ihr Grafo gut ausfallen. So ist es!

Deshalb jetzt die einzig richtige Moral zum Thema Grafologie:

• Grafologie gehört vor allem in der Schweiz zur Personalarbeit, ist aber nur Mosaiksteinchen im Ganzen – tralala.
• Tun dagegen können Sie so wenig wie gegen das Blau des Himmels und die Nässe des Wassers. Nehmen Sie's also als Teil unseres allen gemeinsamen Schicksals.

• Grafos bedürfen rechtlich Ihrer Zustimmung, sonst können Sie Ärger machen, sprich: Klagen.
• Machen Sie aber keinen Zoff, denn es lohnt sich nicht.
• Zeigen Sie durch eine hervorragende Vorstellungsrunde, was Sie drauf haben, und bestimmen Sie damit, was in Ihr Grafo reingelesen wird. Sie habens in der Hand.

Ach ja: Alternativen gäb's genug
Personalmenschen sollten Voodoo nicht einsetzen oder wie hiess das nochmal? Es gibt viel bessere Methoden, vor allem wissenschaftlich erprobte Eignungstests. Die sind erwiesenermassen aussagekräftiger und nicht viel teurer. Oder Assessments, ziemlich aufwendige Prüfverfahren, die sich nur lohnen, wenns um sehr viel geht.

Die allerbeste Methode ist allerdings: Eigene Kompetenz und ständiges Lernen der Personalmenschen selbst, bessere Interviews mit mehr Beteiligten und persönliche Referenzauskünfte. Und was wäre mit Vertrauen in neue MitarbeiterInnen? Wär doch auch nicht schlecht. Oder mit Risikobereitschaft? Denn Flops lassen sich selbst mit teuersten Verfahren nicht vermeiden, ich behaupte sogar, nicht einmal vermindern. Schauen Sie doch einfach mal um sich, wie die Realität aussieht.

War das alles zu böse und hart? Dann noch Folgendes: Natürlich gibts einen Zusammenhang zwischen Schrift und Mensch, aber den gibts auch zwischen seiner Kleidung und ihm und seiner Physiognomie, seinem Finger- und seinem Fussabdruck, seinen Lebenslinien, seinem Blick, seiner Frisur. Ein Mensch ist eben ein riesiges, facettenreiches Gebilde. Die Zusammenhänge sind nicht eindeutig und klar, sie sind eben sehr vieldeutig und nicht 1 zu 1 übersetzbar. Das Schriftbild macht einen Teileindruck, darf aber nicht pseudowissenschaftlich mit einem objektiven Massstab für den Menschen verwechselt werden. Er ist es nicht.

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