Es gibt so Weltmeister, die wissen nicht, was Sie eigentlich erzählen wollen und wann sie dringendst aufhören müssen. Smalltalk ist kurzes Geschwätz über Kleinigkeiten. Machen Sie keine Kür daraus. Legen Sie ‘ne Pause ein, wenn Sie spüren, jetzt langt's. Das wirkt meistens und man geht rasch zum eigentlichen Thema über.

Ich neigte früher dazu, Menschen, die übers Wetter geredet haben, zu verachten. Ich fand das extrem lasch und seicht. “Ganz schön regnerisch in letzter Zeit?,” fragt er. Haste noch mehr so Weisheiten auf Lager, dachte es in mir. “Haben Sie uns gut gefunden?” Und ich: Logisch, sonst wär ich ja nicht hier, Depp. Diese Bosheit hat man mir angesehen, ich wirkte arrogant und abweisend. Heute weiss ich, dass es wichtig ist, übers Wetter zu reden. Sogar sehr. Denn es geht nicht um den Inhalt, sondern ums Aufgleisen einer Beziehung. Also spielen Sie schön mit – es ist wichtig!

Unarten in der Gesprächsführung
Auch wenn Sie echt gut sind, übernehmen Sie niemals die Gesprächsführung. Sie sind zu Gast, der Personalmensch hat Sie eingeladen, nicht umgekehrt. Er sagt, wo's langgeht.

Lassen Sie Ihre Gesprächspartner ausreden! Nicht nur im Vorstellungsgespräch! Es gibt Profi-Unterbrecher, Besserwisser und vor allem auch Vielredner. Haltet euch zurück, wenigstens im Vorstellungsgespräch. Kommen Sie niemals ins Reden wie unser Gartenzwerg-Mann. Eine Sequenz ist selten länger als eine Minute. Sonst nennt man das Monolog, nicht Gespräch, klar?

Halten Sie sich an den vereinbarten Gesprächsplan. Themen anschneiden, wenn sie spruchreif sind. Das zeigt, dass Sie strukturiert und konzentriert agieren können, kein assoziativer Springer und Chaot sind. Das ist meistens gut, auch für Chaoten. Ein gutes Erstgespräch dauert übrigens eine bis anderthalb Stunden – that's it. Wenn's länger geht, ist bei mir immer der BeWerber schuld, weil er mir die Birne vollquasselt.

Achten Sie darauf, sich nicht allzu sehr zu wiederholen. Es gibt notorische Wiederholer, die sagen alles vier bis fünf Mal, manchmal gar im selben Wortlaut, uik! Damit geben Sie mir zu verstehen, dass Sie nicht viel zu sagen wissen, ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis haben oder mich für völlig bekloppt halten.

Bluffen
Erzählen Sie keine erfundenen Storys und übertreiben Sie nicht masslos. Das halten Sie einfach nicht lange durch. Jeder erfahrene Personalmensch schöpft Verdacht, wenn etwas nicht kohärent daherkommt. Und weh Ihnen, wenn er's merkt. Dann hakt er ein, beisst sich fest und lässt nicht mehr los, bis Sie erledigt und aus dem Rennen sind. Wenn Sie Sachen zurechtbiegen, dann lassen Sie sich ja nicht erwischen!

Angeberei ist doof. Wir Schweizer haben da eh Probleme ‘mit, aber es ist auch ohne Schweizer doof. Lassen Sie also Ihren dicken Benz, Ihren Swimming-Pool, Ihre Himalaya-Überquerung und weiss der Geier was aus dem Gespräch raus. Es tut meist nichts zur Sache und macht Sie eher unsympathisch als geeigneter für den Job.

Reden Sie Klartext
Fangen Sie nicht an, auf konkrete Fragen irgendeine ausweichende Clever- & Smart-Antwort zu geben so nach dem Motto:

“Das ist eine sehr interessante Frage, die hat sich schon Sokrates gestellt und mit seinen Schülern schon vor 2000 Jahren folgendermassen beantwortet...”. Ich habe doch Sie und nicht Sokrates gefragt. Nicht ausweichen, nicht intellektualisieren, nicht um den Brei rum, sondern voll hinein, Klartext reden, klar?

Schimpfen und Fluchen
Fluchen auf Lehrer, Meister, ProfessorInnen, ChefInnen, die Firma – das ist ein genial effizienter Weg, sich um den Job zu bringen.
“Wissen Sie, mein Chef, ich will ja nichts sagen, aber das war ein Schlitzohr, ein cholerischer Lump, mit dem kam keiner aus. Der hat zum Beispiel mal dem Kollegen Meier etc. etc.”

Jeder Personalmensch weiss, dass er und seine Firma die nächsten Lumpen sein werden, wer mag das schon. Wenn Sie wirklich Prob-leme hatten, dann lässt sich das sehr dezent kundtun:

“Ich will darüber eigentlich nicht reden, wir hatten einfach das Heu nicht auf derselben Bühne, das gibts manchmal...” oder “Sehen Sie, wir hatten klare Differenzen, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machten, das haben wir sachlich und effizient wie erwachsene Menschen geregelt, und jetzt bin ich hier.”

Ende und Punkt. Je weniger Sie sagen, desto mehr fallen Sie auf als stilvoll, diplomatisch, nicht nachtragend, diskret. Das ist guuut!

Probleme wälzen
Ergehen Sie sich in möglichst langen Elegien über die Unlösbarkeit aller Probleme in der letzten Stelle und der Welt an sich: “Wissen Sie, das konnten wir nicht weil..., und das ging auch nicht, denn..., und dann hatten wir noch soviele andere Prob-leme, wie z.B. A und B... und Z und dann das Ozonloch und Djordj Dabbelju Busch, ojemine.”

Personalmenschen wollen Problem-Beseitiger, keine Problem-Kultivierer, Lösungsmenschen, keine Heulsusen! Ganz nebenbei bringt es Sie im Leben ungeheuer viel weiter, wenn Sie über Lösungen und nicht über Probleme nachdenken.

Belanglosigkeiten breittreten
“Wissen Sie, meine Grossmutter hatte mal ein ganz ähnliches Problem. Die war damals in Lützelflüh in einen Misthaufen gefallen und war dabei usw...” oder “Wie hoch ist die Krankentaggeldversicherung: 1,942 oder 1,938 Prozent? Das muss ich schon genau wissen...” Sie vielleicht schon, aber ich nicht! Bei einer Stellenbesetzung gehts in erster Linie um was ganz, ganz anderes. Aber das sollten Sie ja jetzt wissen. Verlieren Sie sich nicht in Nebensächlichkeiten und Details. Dann haben Sie verloren. Das zentrale Thema ist und bleibt, warum gerade Sie diesen Job kriegen sollten.

Und nu'? Wie verbleiben Sie?
Wenn Ihnen die Stelle gefällt, dann sagen Sie das! Ich halte gar nichts von diesem viel propagierten Pseudo-Strategie-Spielchen nach dem Motto “Wenn ich jetzt schon zu interessiert töne, dann drücken sie den Preis”. Das ist Quatsch! Sie sagen ja damit noch nicht, dass Sie die Stelle auch wirklich und zu jedem Preis annehmen. Aber Sie demonstrieren Offenheit, Ehrlichkeit und Begeisterungsfähigkeit, und das ist viel wichtiger:

“Ich kann Ihnen sagen, so wie's bis jetzt tönt, interessiert mich die Stelle sehr. Ich will natürlich nochmal drüber schlafen, aber für ein zweites Gespräch bin ich zu haben.” Nein- und Absagen können Sie dann ja immer noch. Haben Sie so grosse Zweifel, dass Sie ohnehin Absagen wollen, dann sagen Sie das ebenfalls sofort: “Wissen Sie, ich glaube, das ist aus folgendem Grund die falsche Stelle für mich: X und Y. Was meinen Sie?”

Agieren Sie grundsätzlich ehrlich, zügig und zielorientiert. Langwieriges, zögerndes Hin und Her zeugen von Zweifeln, Miss-trauen, Unentschlossenheit, Taktiererei, und das geht eh schief:

“Ja, mmmh, was soll ich sagen, schwierig, ich weiss nich' recht, keine Ahnung, knurpsel, räusper...”

Und zum Schluss klar und deutlich vereinbaren, wie's weitergeht: Wer sagt wem, wann und wie Bescheid? Z.B.: “Ich überlege mir die Sache übers Wochenende, bespreche alles mit meiner Familie und rufe Sie am Montag um 15.00 Uhr an.” Sehr schick ist dann, wenn Sie erst am Mittwochabend anrufen und immer noch keine Ahnung haben.

So, jetzt langt's aber. Jetzt kriegen Sie eh jeden Job, oder? Oder fehlt Ihnen noch was? Klar, was ganz, ganz Wichtiges: Das Buch!

Und Folgendes: Wir haben am Anfang darüber gesprochen, dass Sie eine Art KleinunternehmerIn sind. Was unterscheidet die erfolgreichen Unternehmer von denen, die nicht vom Fleck kommen oder gar Konkurs machen?

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