Wenn sich dein Käptn dagegen sträubt und dir gerade wieder weismachen will, dass es so einfach wohl nicht geht und Fernsehgucken doch besser wäre, dann sag' ihm, er soll's doch einfach mal ausprobieren: Wer die richtigen Fragen stellt, kriegt die richtigen Antworten! Wenn du nach Rom willst, fragst du doch: “Wie komme ich nach Rom?” und nicht “Wie komme ich nicht nach Rom?” Genau diesen Blödsinn tun wir aber die ganze Zeit: Wir malen uns in schillerndsten Farben aus, weshalb alles nicht geht. Ist doch paradox, oder?

Frag' ihn also, weshalb er so grosse Lust darauf hat, sich ständig schlechte Fragen für miese Antworten auszudenken. Wieso er es wichtiger findet, sich Bosheiten und Katastrophen auszumalen, statt darüber nachzudenken, wie das Leben und damit die Welt schöner und reicher werden könnte? Frag' deinen Regisseur, weshalb er ständig Horrorfilme dreht und darüber klagt, dass sich alle gruseln? Warum soll das kreative Visualisieren in die schlechte Richtung besser sein? Wo liegt denn der Gewinn darin? Er wird keine gute Antwort finden und sich schon ein bisschen korrigieren.

Ich bin absolut nicht für so amerikanische Schwuppdiwupps-Psychologie, aber Selbstmanagement kann enorm viel bewegen und verändern in dir. Was der Käptn da den ganzen Tag von sich gibt, das kann man wirklich steuern. Man kann sich wirklich disziplinieren und sich wirklich darauf trainieren, nicht ständig an all die Übel dieser Welt und des Lebens zu denken, sondern sich an den Schönheiten und enormen Möglichkeiten dieser Welt zu freuen, sich auf Lösungen für Probleme zu konzentrieren und dem Himmel für das Leben überhaupt zu danken.

Wenn dein Käptn nicht gut drauf ist, sei lieb zu ihm und zeig' ihm, dass es auch anders und vor allem besser geht. Frag' die richtigen Fragen, denk' an die vielen grossen Dinge dieser Welt, von der du ein Teil bist, denk an den guten Teil des Lebens und diszipliniere dich darin. Das geht nicht immer gut, aber immer besser, je mehr du trainierst, je länger du drauf achtest, was da vorgeht in dir und je öfter du Negativspiralen unterbrichst. Es hat ganz einfach was mit Disziplin zu tun, mit dem Willen, dass du dieses Leben gut und nicht schlecht leben willst. OK? Es hat etwas mit Selbstachtung zu tun, mit der Liebe und dem Respekt vor dir selbst. Denn wer sich nicht liebt, ist nicht lieb mit sich selbst, vergiss mit den andern.

Nun, der Käptn ist nur einer von beiden. Was tun wir mit dem guten, braven Schorsch? Der ist fast wichtiger, weil er die Power und das Feeling liefert.

Wie halten wir den Schorsch bei Laune?
Schorsch ist verantwortlich dafür, dass so viele gute Vorsätze und Projekte nicht umgesetzt werden. Wenn nur der Käptn, nicht aber Schorsch mit dem Rauchen aufhören will, dann schafft es keiner. Wenn Schorsch kein Gemüse, sondern immer Leberwurst will, geht jede Diät in die Hose. Ohne Schorsch läuft überhaupt nichts.

Aber der Junge braucht gar nicht so viel, ausser manchmal ein bisschen Pause, Lob und Belohnung. Wir leben in einer Gesellschaft mit einem seltsamen Leistungsideal. Unsere Ober-Idole sind so calvinistisch-selbstlose Übermenschen, die immer nur arbeiten und Erfolg haben und nie an sich denken, die sich opfern, weiss Gott für was, die immer auf Toplevel für tolle Ziele schuften, bis sie tot umfallen. Das ist totaler Quatsch!

Zum Glück wissen wir heute, dass das nichts bringt und langfristig in den Burnout, den totalen physischen und psychischen Bankrott führt. Du darfst den Schorsch nicht vergessen! Also gib ihm, was er braucht. Ohne Lohn geht früher oder später jedem Schorsch die Puste aus, auch deinem. Und das ist immer bitter und schädlich. Man kann das unter dem Titel Selbstvernachlässigung und -verwahrlosung zusammenfassen.

Schorsch braucht jeden Tag ein bisschen Gemütlichkeit, sein Bier und seine Leberwurst. Er hat ein Recht darauf. Bier und Leberwurst soll natürlich nicht heissen Saufen und Fressen, sondern Prämien aussetzen und grosszügig belohnen für getane Arbeit, für erreichte Ziele, Geschenke für Schorschi, damit er bei Laune bleibt. Und Erholungsphasen, wenn er mal wirklich nicht mehr kann. Sei darin keinesfalls geizig, sondern richtig spendabel. Konkret heisst das:

• Erholungspausen einlegen, wenn Schorsch sie braucht
• Belohnungen aussetzen für Sonderleistungen: Den teuren Fotoapparat, die schicke Klamotte, das feine Diner, das Wellnessweekend... alles Bier und Leberwurst für Schorsch
• Immer auch was vorhaben, das Spass macht, nicht deinem Käptn, sondern deiner Seele und deinem Körper: Tanzen, Fitness, Natur, Kinder zeugen oder so tun, als ob, was immer.
• All die tausend Dinge, die dir selber noch einfallen, um dir das Leben zu versüssen.


Klar ist: Wer seinen Schorschi vernachlässigt, der landet früher oder später immer auf der Ersatzbank. Immer! Ich habe sie zu hunderten gesehen, die ausgepowerten Workaholics, die alles verlernt hatten, was das Leben lebenswert macht. Sie hatten geschuftet, um effizient zu sein und viel Leistung zu erbringen. Aber am Ende ist Schorsch vor Erschöpfung gestorben. Die Bilanz geht nie auf und endet immer mit einem Riesenverlust. Beweis im Grossmassstab:

Kleiner philosophischer Ausflug
Die New-Economy-Euphorie der Neunzigerjahre hat viele v.a. auch junge Menschen zu ungeheurer Arbeitsleistung und Hektik veranlasst. Ich habe unzählige bleiche, picklige, hohläugige und völlig überarbeitete IT-Propheten erlebt, deren Käptns Weissagungen einer neuen hocheffizienten Technologiegesellschaft und vom grossen Geld verkündeten. Sie waren die New Heroes der Neunziger, gaben sich selbst- und siegessicher. Die armen Schorschis schufteten in Eisen gelegt. Sie riefen zwar immer mal wieder ”Hei Mann, ich kann nicht mehr,” aber sie kriegten aufs Maul. Die New Heroes belächelten all die schlappen Warmduscher, die im New-Economy-Rhythmus nicht mithalten konnten. Und die Bilanz?

Fertig gelacht! Der Zusammenbruch der New-Economy-Blase hat nicht nur Billiarden (kein Druckfehler) von Dollars gekos-tet und war damit ein Verlustgeschäft von historischer Dimension. Es wurde auch in beispiellosem Masse Lebenszeit und -qualität vernichtet. Die unmittelbar investierte Lebenszeit ging drauf für nichts als das Einfahren enormer Verluste. Und die Turbo-Worker werden wegen der chronischen Überbeanspruchung allesamt ein bisschen weniger lang leben. Statistisch gesehen. Das war eine Art Anti-Schorsch-Krieg mit hunderttausenden von Todesopfern und Invaliden. Die Schorschs hatten recht, es hat sich nicht gelohnt. Man hätte zwischendrin mal Leberwurst essen, sich erholen und vor allem ein bisschen nachdenken sollen, worauf's im Leben wirklich ankommt. Das war nicht hocheffizient, wie alle immer mit grossem Pathos verkündeten, das war in unglaublichem Massstab ineffizient, selbstzerstörerisch und bescheuert.

(Ich selbst bin dem ganzen Gugus übrigens auch auf den Leim gegangen...)

Lass' dich nie dermassen einspannen, dass du Selbstmord auf Raten verübst. Über lange Sicht lohnt sich's nie und nimmer! Wenn Schorsch krank ist, bist du eine Null.

Sodeli, soviel zum Käptn und zum Schorschi. Ich hoffe, es ist klar, dass ihnen viel Aufmerksamkeit gebührt. Wer die beiden vernachlässigt, guckt früher oder später in die Röhre. Zu diesen lebenswichtigen Themen findets du im Buch noch jenste Übungen und Tipps:

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