SOGAR COLA KANN MAN VERKAUFEN
Wie das mit Verstärkern, Langeweilern und Filtern funktioniert...


Wie das mit Verstärkern, Langweilern und Filtern funktioniert, werden Sie gleich merken. Sie haben eben die Erfolgsformel der Werbung kennen gelernt. Wenn ich darauf so herumreite, dann hat das seinen Grund: Wenn es darum geht, aus BeWerbungen werbewirksame Volltreffer zu machen, hören wir an unseren Seminaren für Stellensuchende immer wieder dasselbe: “Ich bin doch nicht gut genug. Ich kann doch nichts, für das man Werbung machen könnte. Ich darf doch nicht lügen!” Ich sage Ihnen, das ist Ansichtssache:

Beispiel 1: Cola

Es war einmal – und ist leider immer noch – eine schwarze Flüssigkeit, deren Namen ich hier nicht nennen darf. Das Zeug ist unansehnlich braun-schwarz, sieht eigentlich aus wie Jauche; wenn sie warm ist, ist sie kaum zum Trinken; wenn man das Gebräu wider bessere Intuition doch trinkt, ist es so widerlich süss, dass es einem schlecht wird, bevor es noch richtig unten ist. Zurück bleibt ein pelziger Filz auf den Zähnen. Man muss zur Zahnbürste greifen, um nicht Spon-tan-Karies zu kriegen. Wenn man über Nacht ein Stückchen Fleisch hineinwirft, ist's am nächsten Morgen verschmürzelet. (helv. für ziemlich hinüber oder verschmort).

Kennen Sie dieses Getränk? Kaum! Jedenfalls nicht in dieser Fassung. Die Cola-Werbefachleute haben es jedoch geschafft, aus dieser schrecklichen Lauge das meistgetrunkene Getränk aller Zeiten zu machen. Sie haben es glatt fertig gebracht, aus dieser Brühe einen Genuss zu machen und mit dieser undefinierbar-ekligen Suppe ein Frischegefühl zu verbinden, um das keiner mehr herumkommt. Und die haben auch mich überzeugt, dass eine eisgekühlte Cola wirklich eine gute Sache ist.

Das liegt an der konsequenten Verwendung von Verstärkern und der bedingungslosen Vermeidung von Langweilern und Filtern in jeglicher Werbung. Wer einmal im Cola-Tempel in Atlanta war, weiss, was ich meine. Glauben Sie, dass sich jemals auch nur eine einzige Dose Cola verkauft hätte, wenn der Werbe-Slogan geheissen hätte:

Cola ist ein unansehnliches Getränk, sorry. Wir haben ein paar sehr ungesunde Ingredienzen zusammengemixt, aber es schmeckt nicht so schlecht, wie es aussieht, manchmal. Aber nur, wenn Sie's saukalt servieren und mit einem Zitronenschnitz den Geschmack verändern! Vielleicht könnten Sie mal ‘ne kleine Dose versuchen, bloss ‘ne kleine? Wir brauchen den Umsatz, bitte, seid so lieb!

Sie spüren es: Das wäre mit Sicherheit schief gegangen. Denn jeder merkt: Hier glaubt jemand nicht an sich und sein Produkt, und er muss ein bisschen winseln, weil's offenbar nicht so gut läuft!

Beispiel 2: Macs

Es gibt ein unansehnliches, übereinandergetürmtes, rundliches Ekel-Sandwich mit süsslichem Papp, fettiger Sauce und – man munkelt – mit Rindfleisch drin. Weil's so unförmig ist, muss man ein Maul haben wie ein Krokodil, wenn man ein Stück abbeissen will. Oder man drückt es zusammen, aber dann quillt überall eine schmierige, gelbliche Pomade hervor. Serviert wird das Ding nicht auf einem Teller mit Besteck, sondern in einem billigen Styroporkistchen ohne was. Man muss mit den Händen essen wie ein Vieh und bekleckert sich überall, wenn man nicht ein begnadeter Jongleur ist. Wer mehr als eins isst, fällt ins Koma.

Sie wissen, um was für ein Ding es geht. Das eigentlich scheusslichste und ungesündeste Fix & Foxi-Menü aller Zeiten! Aber das Ding ist ein Jahrhundert-Kassenschlager geworden. Nicht, weil es so gut wäre, nein, beileibe nicht. Sondern weil die Werbefachleute nicht so wie ich eben darüber geredet, sondern das grausig' Ding mit einem Lebensgefühl verbunden haben, mit Frische, Produktqualität, family feeling, ja sogar mit ökologischer Ressourcenschonung, was wohl die krasseste Lüge aller Zeiten darstellt. Sogar in Bern gibts mittlerweile vier so Rööstaurants, auch wir Schweizer wollen halt so schön fett werden wie die Amis.

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